Neun Freunde und der Ring der Macht
Teil IV

© Frank Weinreich


Der erste Teil ist hier zu finden, der zweite Teil liegt hier, der dritte Teil hier und der endete mit der Jagd auf die Orks,
die Pippin und diamond entführt hatten…


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An den Klippen, die hinunter zum Sumpf führten war ein langgezogener Schrei zu hören und das Geräusch eines heftigen Aufschlags. Oh je, das sieht nicht gut aus Kinder. Ein Sturz aus solcher Höhe, auweia! Aber was ist das? Da kommt ja schon ein Krankenwagen. Es wird bestimmt alles wieder gut. Schauen wir also erst einmal was die anderen so machen…

 

I

Die Orks, die Pippin und Diamond gefangen genommen hatten, rasteten an den Rändern eines großen dunklen Waldes. Und sie waren wütend, sehr wütend! Denn sie hatten eigentlich den Auftrag auf direktem Weg zu Ihrem Herrn zu laufen und dieser Weg führte mitten durch den Wald. Doch am Waldrand stießen sie auf eine Gruppe von Menschen und Elben, die ihnen den Durchmarsch verwehrten. Die Leute hatten sich unter großen Bannern versammelt und sangen. Die Banner zeigten leuchtende Regenbogen und trugen die Aufschrift „Grünfrieden“. Elben wie Menschen hatten sich mit Handschellen an die Bäume gekettet und sangen „Mein Freund der Baum ist tot.“ Die Orks haderten und bettelten, aber gegen den ehernen Willen der Grünfriedentruppe kamen sie nicht an. Und deshalb waren sie so wütend, denn Orks sind zwar eines gepflegten Meinungsaustausches genauos zugänglich wie Du und Ich – man muss nur ihre Sprache zu sprechen wissen. Aber diese langhaarigen Elben und Menschen in ihren lila Latzhosen und wollenen Wickelröcken – die hatten eine Art, mit der umzugehen die Orks nicht gelernt hatten.

Also waren sie wütend … aber auch unaufmerksam, so dass sie nicht bemerkten, dass Diamond sich ihrer Fesseln entledigt und Pippin befreit hatte. Die beiden hatten zunächst große Furcht gehabt, als die Orks sie entführten und keiner der Gefährten einen Finger zu ihrer Hilfe zu rühren schien. Aber gar so schlimm war es dann doch nicht geworden, denn es stellte sich heraus: Die Orks tun gar nix, die wollen nur spielen … Und die beiden zu einem ominösen Herrn bringen, über den die Hobbits nur erfuhren, dass eine weiße Hand sein Zeichen war. Dass sie nun dennoch flüchteten, war aber auch nötig. Denn, liebe Kinder, habt fein acht – es gibt auch schlimme Spiele. Spiele, die man nicht mitspielen darf. Und die Orks, die wollten Doktorspiele machen! Nein, nein – man macht keine Doktorspiele mit Fremden … zumindest nicht mit Orks, uärks! Also flüchteten unsere Hobbits und in der Dunkelheit, die sich inzwischen auf Mittelerde gesenkt hatte, gelang es den beiden Kleinen auch problemlos, zwischen den Leuten von Grünfrieden hindurch zu huschen.

Was Pippin und Diamond im Wald passierte, davon erzählt noch heute ein uraltes Lied, das zu den großen Heldenballaden von Mittelerde gehört…

»Pippin und Diamond gingen in den Wald, /
Da war es finster und auch so bitter kalt. /
Sie kamen an ein Häuschen aus Blattwerk und Gezweig/
Wer mag der Herr wohl in diesem Häuschen sein?

Da steckt ein alter Ent den Kopf heraus …«

II

Doch wir wollen uns jetzt den tapferen Verfolgern zuwenden, liebe Kinder, und sie aus der nunmehr ein Jahr dauernden Hocke befreien, in die sie sich beim Verstecken vor den Reitern im Grasland begeben hatten.

Langsam und stöhnend lösten sie ihre ihre verkrampften Glieder. Sie humpelten aus dem Gebüsch. Noch kaum in der Lage, auf eigenen Füßen zu stehen, hielt Aragorn stellvertretend für die Gruppe im Trampergruß den Daumen heraus. Überrascht zügelten die heransprengenden Reiter ihre Pferde. Dann stürmten alle im Galopp los und schlossen einen Kreis um Aragorn, Martha und Legolas. Wie auf ein Kommando richteten sich alle Pferde auf der Hinterhand auf, dann sanken die Vorderleiber wieder nieder und die Reiterei fiel snychron in eine Galoppirouette, wechselte mit traumwandlerischer Sicherheit in eine Piaffe und schloss das ganze mit kreisenden Traversalen um unsere drei Helden ab, die in begeisterten Applaus verfielen. Ja, sie konnten wirklich gut reiten, die Reiter der Mark!

Schließlich hielt die Éored, denn um eine solche handelte es sich natürlich, und ihr Anführer fragte: „Wer seid Ihr und was wollt Ihr in der Mark?“

„Wir sind auf der Suche nach Gefährten von uns, die von einer Gruppe von Orks durch euer Land geschlappt worden. Ich bin Aragorn, Arathorns Sohn und das sind die edle Martha und Legolas, ein Elb aus den Waldlanden. Mit wem habe ich die Ehre?“

„Éomer, Éomunds Sohn bin ich, Dritter Marschall der Mark und Führer dieser Éored bis der Zweite Marschall wieder wohl auf ist.“

„Was ist dem Zweiten Marschall passiert?“

„Wir trafen gestern am Rande Fangorns auf eine Gruppe von Orks und es dünkt mich, als könnten es wohl die sein, die Ihr sucht. Es müssen um die hundert gewesen sein und sie waren unter dem Zeichen einer Weißen Hand versammelt; ein Zeichen das nur Böses verheißen kann, wenn ein Kriegstrupp der Orks es trägt. Nicht zu dulden dies Gezücht, ist Gesetz in der Mark. Doch hatten sie sich, soweit wir es wissen konnten, nichts zu Schulden kommen lassen, so dass wir sie nur zu einem Gottesgericht in Form eines Wettkampfes fordern durften, welcher ihr Bleiben oder Gehen bestimmen würde.“

„Was tatet Ihr?“ fragte Martha voller Spannung.

„Wir forderten sie zu einem Polomatch. Und wie immer war der zweite Marschall der Mark, Prinz Charles, unser Spielführer. Natürlich gewannen wir – was auch daran liegen mag, dass die Orks keine Pferde hatten, aber das ist schließlich nicht unsere Schuld. Unglücklicherweise bekam Charles einen Schlag auf den Kopf, der so heftig war, dass selbst seine ausladenden Ohren den Helm nicht mehr halten konnten. Der Helm rutschte ihm über die Augen und derart ohne Sicht fiel er vom Pferde und brach sich einen Arm.“

„Ihr habt mein Mitgefühl.“, sagte Aragorn und fragte sodann, „Prinz Charles? Von dem habe ich noch nie gehört, obwohl ich dereinstens manches Mal Gast in eures Königs Halle war.“

Éomer: „Äh ja, das ist so eine Sache. Nun … schau Dir die Pferde an, ihre Kraft und Anmut! Siehe das Land, die wogenden Gräser und schwellenden Hügel, erinnre Dich des Glanzes auf dem Dach von Meduseld.“ Er blickt zu Legolas, „Wir lieben die Schönheit nicht weniger als es die Elben tun.“ Er blickte wieder zurück auf Aragorn und verzog ein wenig das Gesicht, „Und deshalb sind Charles und seine Frau bei Hofe auch … ääh … nicht so oft gesehene Gäste.“

„Aber was wurde aus den Orks?“, unterbrach Legolas ungeduldig die Konversation.

„Und was aus den Hobbits?“, fiel Martha ein, „Es sind kleine Leute, die wie Menschenkinder für Eure Augen ausgesehen hätten.“

„Von Hobbits weiß ich nichts und Kinder sahen wir nicht.“, antwortete Éomer da, „Doch die Orks verließen die Mark mit hängenden Köpfen Richtung Osten. Wenn Ihr möchtet, überlassen wir euch welche von unseren Reservepferden. Die sind zwar nur für die halbe Geschwindigkeit zugelassen, doch mögen sie Euch allemal reichen, die Brut einzuholen und sie auf das Schicksal Eurer Freunde hin zu inquirieren.“

So nahmen denn unsere Helden das großzügige Angebot an und ritten ängstlich gen Norden. Ängstlich, denn die Sorge um Pippin und Diamond war nur noch größer geworden ob der Nachricht, dass sie nicht mehr bei der Entführergruppe waren. Am späten Nachmittag erreichten Sie den Waldesrand, der sich stumm und drohend vor ihnen erhob. Zu sehen war nichts und niemand mehr, denn die Grünfriedentruppe hatte wie immer vorbildlich aufgeräumt und sämtlichen Müll mit nach Hause genommen. Ratlos schritten die Drei auf den Wald zu.

„Fangorn!“, sagte Aragorn, „Kein Wald gleicht diesem mehr.“

„Ja,“ stimmte Legolas zu, „dieser Wald ist alt.“

„Was sollen wir nun machen?“ fragte Martha.

„Weitersuchen!“ kommandierte Aragorn und führte die Gruppe in den dunklen Tann …

III

Doch wenden wir uns wieder gen Osten und weiteren schicksalhaften Ereignissen zu.

Es ist mittlerweile stockdunkel am Fuße der Klippen, die Frodo und Rosie hinabgeklettert bzw. -gefallen waren. Oben in der Wand aber waren nun zwei blass glühende Punkte zu sehen. Waren es Augen, die sich in das vollkommene Dunkel auf dem Boden richteten? Lauschten dort Ohren dem Jammern, das von unten heraufklang? Da flammte dort am Boden eine Fackel auf und die Augen verschwanden. So konnten sie auch nicht mehr sehen, dass Frodo Rosie mit schmerzverzerrtem Gesicht die linke Hand entgegen hielt.

„Au, argh, auaaaa.“

Rosie ließ sich von Frodos Stöhnen jedoch wenig beeindrucken. „Selbst schuld, ich habe kein Mitleid.“

„Aber Rosie,“ stöhnte Frodo weiter, „die Hand ist betimmt gebrochen, wenn nicht sogar verstaucht.“

„Hättest du mitgedacht, dann wüssten wir das jetzt“, fuhr Rosie ihm in die Parade, „Der Krankenwagen war ja hier. Röntgen, Aspirin gegen die Schmerzen, vielleicht sogar die Aufnahme in einem schönen Zweibettzimmer. Das alles hättest du haben können. Männer! Gehen ohne Geld auf eine Weltreise. Das hast Du nun davon. Es gibt eben keine Behandlung ohne Praxisgebühr. Aber halt, was ist das? Da drüben in der Felswand!“

„Häh?“, machte Frodo, die linke Hand weiter zitternd ausgestreckt.

„Das ist doch dieser Gollum. Schlangen und Nattern!“, zischte Rosie, „Wenn man sich vorstellt, dass ich geglaubt habe, ein Jahr des Rumhängens hätte ihn von unserer Spur abgebracht … Da, schau dir das an! Wie eine scheußlich krabbelnde Made auf einem Blatt.“

Und tatsächlich, auf der Vorderseite einer Berglehne, krabbelte eine kleine, blässliche Gestalt ungelenk, aber trittsicher die Klippen hinab. Gollum! Er kletterte mit dem Kopf voran, ganz als röche er seinen Weg die steile Wand hinab oder als befände er sich auf einer Spur, einem Bluthunde gleich.

„Glaubst du er kann uns sehen?“ fragte Frodo mit leiderfüllter Stimme.

„Nein, aber er kann dich ganz vorzüglich jammern hören; dummerweise dienen die Elbenmäntel nicht als Schalldämpfer für wehleidige Hobbits.“

„Du bist gemein!“

„Nein, Realistin.“

„Ich wollte, du wärst bei den andern geblieben und hättest mich allein ziehen lassen.“

„Dich alleine ziehen lassen? Einen Mann? Dann wärest du wahrscheinlich nicht einmal bis hierher gekommen, geschweige denn durch das da hindurch“, Rosie zeigte hinaus in das Dunkel, in dem der Sumpf lag, „oder gar nach Mordor hinein. Und wo bliebe die Welt dann? Was meinst Du wer wohl den Ring hier gefunden hätte, wenn Du dir beispielsweise gerade den Hals gebrochen hättest? Und was wird dann aus dem Auenland? Und aus Sam? Und Bilbo in Bruchtal?“

Rosie redete sich sichtlich in Rage und Frodo schien wieder den Tränen nahe zu sein ob der Schelte, die über ihn hereinbrach. Da unterbrach eine zischende Stimme Rosies Tirade. „Tu ihm nicht weh! Lass nicht zu, dass sie ihm weh tut, Schatz! Sie wird dem Herrn doch nicht weh tun, nein? Habt keine Angst guter Herr, Smeagol hilft gutem Herrn.“

Es war Gollum. Unbemerkt hatte er sich den Hobbits genähert, den Streit belauscht und umschmeichelte nun Frodo, um dessen Gunst zu gewinnen. Er ging ihm um die Beine wie eine Katze ihrem Herrchen und rieb sich die Hände und bückte den Nacken, wenn Frodo ihn ansah. Für Rosie aber hatte er hinterrücks nur triumphierende Blicke und ein böses Lächeln übrig. Und immer wieder zuckte sein Blick suchend zu Frodo, als taste er ihn mit den Augen ab, auf der Suche nach etwas …

Oh je liebe Kinder, was bahnt sich da bloß an? Wird Rosie sich beruhigen? Wird Frodo erkennen wer seine wahren Freunde sind? Wird Gollums Spiel durchschaut werden? Das werden wir sehen, wenn wir wieder hierhin zurückschalten.

IV

Doch nun wollen wir die drei erst einmal verlassen und sehen, was … Ja, wohin wollen wir unsere Aufmerksamkeit richten? Überall spitzen sich die Ereignisse schließlich zu …

Ach, Ihr fragt Euch wie ich das mache? Wie ich überhaupt mitbekomme, was unseren über Mittelerde verteilten Helden passiert? Ganz einfach, ich habe hier diesen Reise-Palantir. Es ist das allerneueste Modell mit GSM, UMTS und WLAN und läuft unter Windows Mobile … weshalb man es manchmal rebooten muss und … Oh je, die Reset-Taste ist schon ganz locker. Aber … da kommt er wieder, fein, fein …

Gut, dann schaun wir doch mal, was wir da sehen … ja, hier – Aragorn, Martha und Legolas sind im Fangorn unterwegs

… und schlichen sich gerade um ein Dickicht herum. Spannung erfüllte die stickige Nachtluft! Aragorn hatte sein Schwert gezogen, in Marthas Händen lagen die bewährten Äxte und Legolas hatte vier Pfeile auf einmal auf die Sehne gelegt. Sie hatten vor ein paar Herzschlägen einen Mann erspäht, der in einen weiten Umhang gehüllt war und sein Haupt mit einem breitkrempigen spitzen Hut bedeckt hielt. Und diese merkwürdige Gestalt kam genau aus jener Richtung auf sie zu, in die die schwachen Spuren der Hobbits verliefen. Sie konnten sein Gesicht nicht sehen, dennoch glaubten sie, ein Funkeln scharfer Augen unter den von der Krempe beschatteten Brauen gesehen zu haben. Die schweigende Gestalt kam immer näher.

„Jetzt“ rief Martha. „Halte ihn auf Legolas!“

„Legt den Bogen weg, Herr Elb!“ dumpf und doch durchdringend und zwingend klang des beschirmten Mannes Stimme und Bogen und die vier Pfeile fielen Legolas aus den Händen, seine Arme hingen plötzlich schlaff herab. Auch Martha und Aragorn sahen sich nicht in der Lage, irgendetwas tun zu können.

„Gut, dass ich euch treffe“, sagte der alte Mann, denn alt war er wirklich, wie sie nun sehen konnten. Alt, müde, doch immer noch Ehrfurcht gebietend sowie vage vertraut erschien er ihnen. Und Aragorn dämmerte es als erstem: „Gandalf? Gandalf!, GANDALF!!!“ Das brach den Bann und die drei liefen von freudiger Erregung, die allen Uglauben unterdrückte, angetrieben auf den alten Gefährten und Mentor zu.

„Gandalf“, widerholte der Alte. „Ja, das war der Name. Ich war Gandalf.“

„Was ist Dir passiert, alter Freund“, fraget Aragorn. „Wir gaben Dich für mit Sicherheit verloren, als wir sahen, wie du in die Klauen der Mautbürokraten in Moria gerietest.“

„Ich bin durch Berge von Formularen und durch tiefe Gesetzesbestimmungen gegangen seit ich von euch getrennt wurde. Abmahnungen schleuderten sie auf mich und Unterlassungserklärungen ohne Zahl musste ich unterschreiben, während gebührenpflichtige Verwarnungen auf mich herabprasselten. Ich wanderte lange unter dunklen Vollstreckungsbescheiden ehe ich zurückgeschickt wurde. Und wahrlich, es erfüllte mich nach diesem Erlebnis mit Furcht, wieder zurückkehren zu müssen. Doch die anderen standen nicht zur Verfügung und einer muss es tun.“ Der alte Wanderer senkte traurig das Haupt und nahm den Hut ab, um sich den Kopf zu kratzen. Und siehe – seine Haare waren völlig weiß geworden ob der Schrecknisse, denen er ausgesetzt war.

„Abmahnungen? Bescheide? Du musst was tun? Von welchen anderen redest du?“ fragte Legolas vollkommen verständnislos.

„Nach den anderen fragst Du?“ antwortete Gandalf, sein schlohweißes Haupt wieder bedeckend. „Nun, wir Zauberer wurden vor langer Zeit geschickt, um zu helfen, die Balance in dieser Welt zu halten. Es gibt zwar nur wenige von uns, doch hatte ich gehofft, dass ob meines Versagens auf und unter dem Berg ein anderer die Bürde übernehmen würde, doch leider … Rincewind wollte nicht – Mittelerde ist ihm zu humorlos. Merlin ist gerade aus gegebenem Anlass woanders zum Lehrer in der Verteidigung gegen die dunklen Künste ernannt worden. Und mein alter Freund Dumbledore ist noch zu geschockt … ob der unerwarteten Kündigung, die ihn neulich erreichte.“

In den folgenden Minuten brachten die wiedervereinten Freunde sich gegenseitig auf den neuesten Stand. Sie erzählten einander von Boromirs Verschwinden, von Frodos und Rosies Entscheidung, von Gandalfs Leiden und von Pippin und Diamond, die von Orks unter dem Zeichen der weißen Hand verschleppt worden waren (von Pippin und Diamond hieß es aber seitens Gandalf, dass sie gerade an ihren augenblicklichen Aufgaben wüchsen und man sich keine Sorgen um sie zu machen bräuchte). Man verständigte sich sodann darauf, dass es nun am wichtigsten sei, die Rohirrim einzuschalten und deshalb den König der Mark aufzusuchen. Sie beeilten sich, diesen alten Wald zu verlassen und ritten gen Meduseld, so schnell sie konnten. Was mit den ollen Reservepferden natürlich etwas dauerte …

Doch bald erreichten Sie Edoras, den Königssitz von Rohan, und ritten in die Stadt auf dem Hügel ein. Eine beklommene Stimmung war das erste, das ihnen auffiel. So beklommen, dass sie auch einem blinden Ork aufgefallen wäre. Die Wege waren nahezu verlassen und als sie sich Meduseld, der Heimstatt des Königs, näherten wurden sie gewahr, dass das sonst so emsige Gewese rund um die Königshalle völlig zum Erliegen gekommen war. Weder Mensch noch Pferd waren auf dem Vorplatz zu sehen und einzig ein alter Karren stand vor der Halle, den ein Esel dort hingezogen hatte. Das einzig bemerkenswerte an dem schäbigen Karren waren die Buchstaben IC – HK, die die zerschlissene Plane zierten.

Die Gefährten stiegen ab und eilten, von böser Vorahnung erfüllt, auf die Eingangstür zu. Sie verschwanden alsbald im Dunkel der einstmals so fröhlich erleuchteten und von Leben und Lachen erfüllten Halle. Nun war da nurmehr der Geruch von alter zuviel Weihrauch und … Stille.

„Holla, ist niemand hier, Gäste aus der Ferne zu empfangen?“ dröhnte der klangvolle Bass Marthas und durchdrang das Schweigen.

„Psst, ich bitt´ euch inständig, haltet Ruhe.“ erklang da eine weibliche Stimme von rechts und eine Maid trat aus den Schatten der die Halle tragenden Säulen in das schummrige Licht, das durch einige wenige Öffnungen in der Nähe des Firstes fiel.

„Der König hatte wieder einen Schwächeanfall. Man darf ihn auf keinen Fall aufregen, sagt Schwester Grímala.“ so sprach die Maid als sie näher zu den Gefährten trat. „Ich bin Éowyn, des Königs Nichte und Mündel und grüße euch in dieser schweren Stunde.“

„Schwer ist sie fürwahr, allzu schwer, wenn die Gastfreundschaft in des Königs goldener Halle so gedämpft in Erscheinung tritt.“ sagte da Gandalf. „Wie steht es um Théoden und wer ist Schwester Grímala?“

„Sie ist des Königs Pflegerin. Sie arbeitet für den IC-HK, die „Isen Care – Häusliche Krankenpflege Gesellschaft“ und sie sagt, dass …“

„Sie sagt was?“ fuhr eine unangenehme Stimme dazwischen und aus einer der hinterwärtigen Türen trat eine zusammengeschrumpfte Person, in Schwesterntracht, das Haupt mit einem aschgrauen Häubchen bedeckt, auf dem das Emblem einer weißen Hand im Halbdunkel schimmerte.

„Ich gebe nur weiter, was Ihr über des Königs beklagenswerten Zustand sagt, Schwester Grímala.“ erklärte Éowyn äußerst reserviert.

„Dann seid so gut“, sagte die Schwester mit dem bleichen, klugen Gesicht und den schwerlidrigen Augen, „und macht diesen … Herrschaften klar, dass der König der Ruhe bedarf. Er steht nun ganz unter der beschützenden und heilenden weißen Hand – mehr könnt Ihr nicht tun!“

„Die weiße Hand?“ dröhnte Martha da. „Das ist die Hand von Mordbrennern und Orks. Das ist die Hand, die arme kleine Hobbits entführt und die sich zum perfiden Doktorspiel rührt.“

Gandalf lächelte nur böse und sagte „Die Weisen reden nur über das was sie wissen, Grímala, Galmods Tochter. Oder sollte ich besser sagen Sohn, denn ich erkenne euch als das, was Ihr seid.“

„Bitte?“ bar jeden Verständnisses schien dieser Einwurf der … ‚Schwester‘.

„Ich weiß das ihr ein Scherge Sarumans seid. Geht und lasst euch hier nicht mehr blicken, alte Schlange!“

Und so wurde doch noch alles gut. Als die falsche Schwester fortgejagt worden war, erholte sich der König in kürzester Zeit und das Volk der Mark schöpfte wieder Hoffnung. Doch Ach! Die dräuenden Schatten überzogen die Gemüter sofort wieder als Gandalf und Aragorn den Rohirrim klar machten, in welcher Situation sie steckten und dass der Sturm im Osten bald losbrechen würde.

„Dann gibt es nur eines“, fasste König Théoden sich ein Herz, „lasst uns das Heer mustern und sofort gen Minas Tirith aufbrechen.“

„Nein, das geht nicht“, warf Gandalf ein.

„Wieso nicht? Dort wird der Feind angreifen!“

„Ja, stimmt schon“, Gandalf hatte ein Notizbuch gezückt, „aber zuerst müssen wir nach Helms Klamm reiten.“

„Warum?“

„In meinem Terminkalender steht es drin: 3. März, mit Théoden in Helms Klamm treffen; 4. März, mit Théoden Isengart befreien und“ Gandalf blätterte ein paar Seiten weiter und fuhr fort, „in Minas Tirith brauche ich dich und dein Heer erst am 15. März wieder.“

So geschah es, dass Théoden die nächstliegenden Truppen sammelte und sich mit Aragorn, Legolas und Martha nach Helms Klamm begab. Gandalf hingegen ritt mit der Begründung, weitere Hilfe holen zu wollen auf dem sagenhaften Hengst Schattenfell in eine andere Richtung.

Es war ein Gewaltritt, aber tatsächlich schaffte es die kleine Streitmacht der Mark am 3. März in Helms Klamm anzulangen. Helms Klamm war eine kleine, aber sehr geschickt angelegte Festung. Doch trotzdem, wie sollte sie von so Wenigen gegen so Viele verteidigt werden? Und überhaupt, muss es denn wirklich zu Kampf kommen? Dabei könnte doch jemand verletzt werden!

Doch diese Aussicht schien die Orks nicht zu schrecken, die Isengart zu Tausenden verlassen hatten und auf die Fluchtburg Rohans zu marschierten.

Wie sich aber herausstellen sollte, hatte Gandalf das vorausgesehen und hatte Pippin und Diamond als seine Stellvertreter zu einem Treffen der Grünfreundeortsgruppe in den Fangorn geschickt. Dort wurde ein kühner Plan beschlossen ….

ENDE DES VIERTEN TEILS

(Bochum 07/06)

Zur Zeit geht es nicht weiter … die Erzählluft ist raus, aber vielleicht finde ich sie ja bald wieder

🙂