Dies ist eine ganz persönliche Notiz zum heutigen, dem 125sten Geburtstag von Professor John Ronald Reuel Tolkien, ein tief empfundenes Dankeschön für Mittelerde und “Der Herr der Ringe”, die große Teile meines Leben geprägt haben. Es ist nicht das erste und nicht das berührendste oder stimulierendste Buch, das ich je las, aber es ist das Buch meines Lebens. Was mich an Tolkiens Werk bewegt und wie es mich beeinflusst, darüber habe ich schon oft geschrieben und geredet, gerade anlässlich dieses 3.1.2017 in Radio, Fernsehen und Onlinemedien; etwa hier bei 3Sat oder auf Tor Online. Mein jetzt auszusprechender Dank dreht sich darum, was Tolkien in meinem Leben ‘angerichtet’ hat.

Das Lesen zu lieben, habe ich bei Karl May gelernt. Meine Philosophie und Ethik – und hey, ich bin ein professioneller Philosoph 😃 – wurden am stärksten von John Rawls geprägt. Dass die Phantastik das reale Leben erklärt, hat mich Ursula Le Guin am eindrücklichsten gelehrt. Und von den anderen weit über 5.000 Büchern, die ich bisher las, will ich gar nicht reden, denn sie alle haben dazu beigetragen, mich zu formen. Doch keines so wie “Der Herr der Ringe”. Mit diesem Buch und Star Trek begann meine Reise in die phantastische Literatur, und kein anderes Werk hätte mich Anfang der Neunziger dazu bringen können, erste Vorträge über mein privates Steckenpferd zu halten.

Das dann bald ein öffentliches wurde, als Marcel Aubron-Bülles mich in die gerade gegründete Deutsche Tolkien Gesellschaft holte, als Astrid Figoy Reisewitz für meinen ersten Con-Auftritt beim Tolkien-Fest auf Burg Hohensolms sorgte, wo ich Friedhelm Schneidewind kennenlernte, mit dem ich seit fünfzehn Jahren Bücher publiziere und dem ich in tiefer Freundschaft verbunden bin. Von Hohensolms aus ging der Weg zu Dirk Bartholomä und seiner RingCon, wo ich erstmals Thomas Honegger, dem ich als Independent Scholar viel zu verdanken habe, und Oliver Bidlo, meinem Freund und Verleger, begegnete. Wo ich vor allem Helmut Pesch kennenlernte, dem ich auf ewig zu Dank verpflichtet bin, weil er mich zum Lübbe-Verlag holte, so dass ich die Phantastik zu meinem Beruf, dem schönsten Beruf der Welt, machen konnte.

Ohne Tolkien wäre ich auch noch Lektor geworden, denn ich hatte die Stelle an der Uni schon aufgegeben und war gerade dabei, ins Werbelektorat zu rutschen, als Helmut mir meine Chance gab. Was ich jetzt gegen Lohn lese und veredeln darf, ist so viel erfüllender. Und ich hätte auch all die weisen und lieben Menschen nie kennengelernt, mit denen mich die Phantastik verbindet – die Wegbegleiter von der DTG, die klugen Köpfe aus der Gesellschaft für Phantastikforschung, die phantasievollen Schreiberlinge aus dem Branchenverband PAN sowie manche lieb gewonnenen Kolleginnen und Kollegen in Verlagen, die sich, wie etwa Panda Bär, zu guten Freunden entwickelten.

C. S. Lewis, George R. R. Martin, Andrzej Sapkowski, Ursula Le Guin – diese und manche anderen sind phantastische Autorinnen und Autoren, die auch große Fangruppen haben, über die geforscht wird, die Unzählige inspirieren. Vielleicht hätte ich meinen Weg ja auch auf andere Weise gehen können. Habe ich aber nicht. Glaube ich auch nicht dran. Nein, es war schon J. R. R. Tolkien, der das wichtigste Buch meines Lebens verfasste.

Danke, Professor!