Noch drei Wochen, dann kommt er der finale Auftritt von Peter Jacksons Mittelerde, oder was der Mann dafür hält. Und alle freuen sich. Zumindest sieht es auf Facebook so aus, wo ich naturgemäß viele ‘Freunde’ habe, die auch Tolkien-Fans sind und die sich jetzt in Form von Countdowns und Trailerpostings und alten Filmbildern auf DAS Event des Jahres vorbereiten.

 

Viel Spaß Leute, ich hoffe, dass Ihr auf Eure Kosten kommt. Ich werde mir den Film auch anschauen, so im Januar oder so. Wenn ich dazu komme. In der Vorweihnachtszeit ist einfach zu viel los.

Das war 2001 und in den Folgejahren natürlich anders, und es war auch anders beim ersten Hobbit-Teil. Aber jetzt habe ich keinen Grund mich übermäßig zu freuen und einen Platz im Terminkalender freizuräumen. Sicher da kommt eine optisch sehr cool gemachte Fantasygeschichte ins Kino, aber hey, es gibt auch viele andere coole Phantastik, Tribute von Panem 3 beispielsweise. Oder die Avengers und die Guardians, und die sind beide viel, viel besser.

Ja, wenn es einen neuen Tolkien-Film gäbe, da würde ich natürlich am Premierenabend hinrennen und aufgeregt drinsitzen. Aber ist ja alles nur lose an Mittelerde angelehnt …

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In meinen Augen fällt die Hobbit-Verfilmung schwer auf die Schn****

Der neuseeländische Herr der Ringe der war ja noch sehr nah am Buch und in Teilen sogar sehr nah an Tolkiens Spirit. Aber der Hobbit hat nur noch ein paar Namen, den Schauplatz und die Form der Trilogie mit HdR gemeinsam, und die Dreiteilung ist ja bekanntlich auch nicht auf Tolkiens Mist gewachsen.

Die angebliche Grundlage der Filmreihe ist ein Kinderbuch von etwa dreihundert Seiten, das in eher loser Verbindung zum Kosmos Mittelerde steht. Die resultierende Verfilmung steht auch nur in loser Verbindung zum Kosmos Mittelerde, hat sich aber zu einem Monstrum ausgewachsen, das mit der Vorlage nicht mehr viel zu tun hat.

Die gesamten zusätzlichen Sequenzen und Themen haben nicht das Geringste mit dem Hobbit zu tun und sind auch eher mühsam dem HdR vorgeschaltet, wobei sich dann auch noch dicke Fehler einschleichen. (Man denke nur daran, wie Gandalf von Galadriel und Elrond geschulmeistert wird – das hat mit dem echten Gandalf – der für die beiden Elben ein Gott ist – nicht mehr als den Namen gemein.)

Beim Aufblähen der Geschichte ging es um nichts weiter als um das Aufblähen der Profite. Es gab nicht die geringste dramaturgische oder sonstige Notwendigkeit das durchzuführen, als den Wunsch, mehr Geld zu verdienen, indem man mehr Filme ins Kino schickt. Und das hat Mittelerde nicht verdient. Gebrauchsfantasy zur schnellen Unterhaltung gibt es reichlich, da muss man nicht das Bild eines der Bücher verfälschen, das den besonderen Geist des Genres, diese besondere Art der elbischen Verzauberung ausmacht.

Ich gönne Jackson ja durchaus seinen Erfolg und den Fans der Filme ihre Filme. Aber mich ärgert, dass das in Zukunft für viele Menschen Mittelerde sein wird: brüllende Albino-Orks, Slapstick-Zwerge und geckenhafte Elben. Schon nach den drei HdRs hatte Jackson fast das Monopol auf die Ästhetik Mittelerdes errungen; egal wohin man sieht, alles entspricht den ästhetischen Vorgaben aus diesen drei Filmen. Der Hobbit, der viel weiter vom Original entfernt ist, wird das nochmals festigen.

Irgendwann wird die Jacksonsche Mittelerde dann auch die Inhalte überlagern. Schon jetzt hört man in Gesprächen dauernd Referenzen auf etwas, das nur im Film HdR vorkommt. Wird das beim Hobbit genauso, so bleibt noch viel weniger von der Vorlage und ich erwarte in zehn Jahren ein Interview wie dieses:
“Sie als Tolkienexperte, Herr Weinreich, finden Sie nicht auch, dass die Art, wie der Autor Sauron im Hobbit darstellt, eine wunderbare Vorbereitung für den Auftritt dieses sinistren Charakters in der Ringerzählung ist?”
“Entschuldigen Sie bitte, da muss ich mich jetzt erst einmal übergeben.”

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Die Ästhetik Mittelerdes ist schon nicht mehr die Tolkiens

Hey, es sind schon cool gemachte Filme, aber warum muss er die in Mittelerde spielen lassen? Warum nicht eine andere toll ausgearbeitete Fantasywelt nehmen? Vielleicht AD&Ds Dragonlance? Absolut cooles Universum, in dem sich WETA nach Lust und Laune austoben könnte. Da braucht es auch keine Slapstickzwerge mehr, denn Kender, richtig ausgespielt – ääh, ausgestaltet, meine ich natürlich – sind viel lustiger.

Ja, ja, ist schon klar. Ich weiß auch, dass es der Name „Tolkien“ ist, der sowohl für die Finanzierung, wie auch für einen Großteil der Zuschauerzahlen verantwortlich ist, und dass Ed Greenwood, Richark Knaack, ja selbst Weis & Hickman nicht annähernd so ziehen würden wie der Professor.

Doch aus der rein erzählerischen Perspektive betrachtet, ist es nach den beiden Teilen Hobbit, die ich bis jetzt gesehen habe, nicht notwendig, das da in Mittelerde anzusiedeln. All dieser Krach, diese Hektik und der Kampfkrampf passen viel besser nach Krynn, einer Welt, die erdacht wurde, um Rollenspielern in jeder Ecke der Landkarte actionreiche Abenteuer zu bieten.

Und wenn man bedenkt, dass Jackson einen guten Teil Mittelerde kaputtmacht mit seiner Interpretation, dann wäre es wirklich besser, ihn nach Krynn zu verbannen. Aber ob Eddie ihn überhaupt da haben wollte? Nun ja, es gibt unzählige begabte Drehbuchschreiber, die Jackson auch eine ganz eigene Welt basteln könnten. Und da hätte ich dann auch sicher wieder Spaß dran, denn es kratzte dann ja nicht mehr an meiner Lieblingsfantasiewelt …

So freue ich mich aber nicht auf die Premiere … Jedenfalls nicht so wie auf die Guardians oder auch nur eine beliebige Folge von Warehouse 13.

Frank Weinreich